Am Anfang des Serious Games- und Gamification-Projektes steht der Kickoff-Workshop. Gbanga gestaltet den 2- bis 4-stündigen Workshop jeweils anhand der im Buch von Jake Knapp beschriebenen «Sprint»-Methodik und des Design Thinking. Die Sprint-Methodik sieht eigentlich für jede Phase einen Tag vor. Angesichts der kurzen Verfügbarkeiten führen wir den Workshop normalerweise in wenigen Stunden in kondensierter Form wie im Folgenden beschrieben durch.

Wie gestaltet man einen Kickoff-Workshop richtig?

Den mehrstündigen Kickoff-Workshop teilt man am besten in die Phasen A) Problemdefinition, B) Ideenskizzen, C) Priorisierung, D) Fast Prototyping und E) User Testing auf.

Alle Beteiligten sollten vorgängig über den hier beschriebenen Ablauf informiert werden.

Wie beginnt man den Workshop?

Im allerersten Teil A) stellen sich die Teilnehmenden gegenseitig vor und erstellen eine Liste von Herausforderungen aus der Perspektive aller Beteiligten. Das darf auch subjektiv sein, und sollte die Anliegen verschiedener Stakeholder umfassen. Idealerweise werden Post-Its an einer Wand platziert mit je einer Herausforderung pro Zettel.

Wie gelingt der Projekt-Kickoff-Workshop für Serious Games und Gamification?

Die Gruppe fokussiert auch eine Auswahl von den aus der vorherigen Phase gesammelten Herausforderungen, die im «Sprint»-Meeting bearbeitet werden. Am Besten ist eine Herausforderung das «Target», gegebenenfalls werden noch 2 weitere sekundäre Themen mit aufgenommen.

Diese Phase kann zwischen 15 Minuten bis 30 Minuten dauern.

Wie kann man produktiv entscheiden in Gruppenarbeiten?

Die Beteiligten entscheiden sich zu Beginn für eine Decider-Person, die in späteren Phasen die Auswahl für die nächste Phase macht. Das muss nicht die hierarchisch höchste Person im Raum sein. Die Decider-Person sollte die Zielgruppe und Bedürfnisse des Resultats der Workshops sehr gut kennen.

Wie findet man bereits im Kickoff-Workshop kreative Lösungen?

Kreativität kann jeder, aber es ist gelegentlich schwierig, damit beginnen zu können. Beim Kickoff-Meeting kann die Kreativität aller Beteiligten angekurbelt werden mit inspirativen Videos von Vorgängerprojekten oder ähnlichen Projekten, die man online gesehen hat. Diese Videos führen dann dazu, dass alle Anknüpfungsideen haben und in der Phase B) ihre Ideen wie in einem Mixer vermischen und für die Herausforderungen anpassen können.

Diese Phase kann zwischen 15 Minuten bis 30 Minuten dauern. Danach ist eine Bio-Break angebracht.

Wie bleibt man trotz vielen kreativen Ideen produktiv?

Die Organisation der Ideen am Whiteboard oder an der Pinwand helfen enorm. Die vielen Ideen können auf bunten Post-Is an einer Wand rund um die Zettel mit den Herausforderungen angeordnet werden. So behältst du den Überblick.

Nach der sprudelnden Kreativphase muss von der Decider-Person eine der vielen Ideen ausgewählt werden. Diese Reduktion C) ist ganz wichtig für das Gelingen des Workshops.

Auch wenn eine Entscheidung schwer fallen mag: das Gute an den Post-Its ist, dass sie abfotografiert werden und so für später archiviert werden können. Es ist also gar keine Arbeit verloren. Im Gegenteil: vermutlich inspiriert die eine oder andere kleine Idee auch später im Projektverlauf noch.

Die Entscheidung sollte innerhalb von 5 Minuten gemacht werden können und die Gründe dem Team erklärt werden.

Für die nächsten Phasen sollten mindestens zwei Gruppen à mindestens je 2 Personen gebildet werden, die in den nächsten Phasen im Wettbewerb zwei Prototypen ausarbeiten.

Was macht man mit einer guten Idee für ein Serious Game während eines Workshops?

Die Idee wird von jeder Gruppe in ein Storyboard überführt. Ein Storyboard ist eine Strichzeichnung der User Journey, in der Schritt für Schritt die Momente der Kundschaft bildhaft festgehalten werden. Am Besten beginnt man bei der Aufmerksamkeit (Awareness), Abklärung (Consideration) und geht bis nach der Nutzung/dem Kauf in die Kundenbindung (Retention) und Weiterempfehlung (Advocacy).

Grobe Illustrationen mit Strichfiguren mit Filzstift am Flipchart sind selbst für Zeichenmuffel möglich und helfen, allen Beteiligten zu verstehen, wie die Abfolge ist.

Dies ist eine kollaborative Arbeit. Alle in der Gruppe sollten mitdiskutieren und mitzeichnen, um gemeinsam das Storyboard zu erstellen.

Diese Phase dauert ungefähr 30 Minuten.

Wie entwickelt man ein grobes Konzept für Gamification weiter?

Konzepte sind etwas weiterentwickelte Ideen. Wirklich gut werden die Konzepte durch Testen. Damit wir testen können, braucht es einen Prototypen. In dieser Phase D) erstellen wir «Fast Prototypes» aus Papier, Pappkarton, Klebeband und Filzstift. Es soll kein visuelles Feuerwerk werden. Skizzenhaft die grundlegenden Elemente als Fassade aufbauen, damit der Prototyp mehr oder weniger realitätsnah von einer dritten Person getestet werden kann.

Bei einer App zeichnet man die verschiedenen Screens auf verschiedene Blätter und setzt sie wie ein Daumenkino ein.

Bei einer physischen Installation klebt man die Bildschirme und Interaktions-Knöpfe an verschiedene Möbel und Wände, so wie das dann am Ende aussehen könnte.

Diese Phase dauert ungefähr 30 Minuten. Und beide (resp. alle) Gruppen arbeiten daran.

Wie testet man Ideen für Games, die aus Workshops kommen?

Die zuvor erstellen Fast Prototypes werden nun im E) User Testing mit 5 realen Nutzern getestet. Sollten diese Testpersonen nicht gleich verfügbar sein, kann jeweils die eine Gruppe den Fast Prototype der anderen Gruppe testen.

Wie testet man einen Fast Prototype eines Serious Games effizient?

Am Besten setzen sich die User vor die Prototypen und sprechen mit dem «Think Aloud Protocol» jeweils laut vor sich hin, was sie sehen, denken und entscheiden. So kann die Benutzerfreundlichkeit getestet und Stärken und Irrtümer frühzeitig erkannt werden.

Diese Testing-Phase sollte relativ kurz sein mit 30-45 Minuten, so dass entweder jede, der 5 realen Nutzern ungefähr 6-9 Minuten hat. Bei zwei Gruppen wäre das dann kürzer, wenn das parallel läuft.

Wie wird ein Kickoff-Workshop für Gamification abgeschlossen?

Nach dem Testing sollten alle Beteiligten ihre besten Eindrücke teilen und die Herausforderungen, die gelöst oder allenfalls noch bestehen, unterstreichen. Dies hilft dann für die Person, die im Nachgang den Workshop zusammenfasst.

Wie werden Resultate eines guten Kickoff-Workshops verlässlich in die Produktentwicklung überführt?

Die Herausforderungen, Ideen, Prioritäten, Fast Prototypes und Testresultate sollten alle auf Post-Its festgehalten und dann kurz abfotografiert werden. Eine Person ist dann beauftragt, alles als Punktliste und mit allen Fotos in ein Dokument abzufüllen, welches mit allen Projektbeteiligten geteilt wird. So ist sichergestellt, dass das umsetzende Projektteam alle Ideen und Überlegungen bei der Umsetzung mitaufnehmen kann.